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Akquise älterer Hausärzte, die sich in der Regelversorgung und in der Ausbildung von angehenden Kollegen und ärztlichen Wiedereinsteigern über die reguläre Lebensarbeitszeit hinaus engagieren

Mehr Hausärzte werden in den kommenden Jahren berentet als junge Kollegen Praxen übernehmen. Lebenserfahrung und die über viele Jahre erworbene berufliche Expertise gehen unwiederbringlich verloren. Beides ist gerade für die hausärztliche Arbeit von unschätzbarem Wert, wenn eine kontinuierliche Qualität in der „Biopsychosozialen Gesamtschau“ in Krankheitsfällen erhalten werden soll. Eine generationenübergreifende Zusammenarbeit im ärztlichen Team verhindert den Verlust von über Jahren erworbenen Kenntnissen im Umgang mit Patienten.

Praktikable Arbeitszeitmodelle für Ärzte im Rentenalter schaffen.

Ziel ist es, älteren Ärzten attraktive Angebote zur Mitarbeit im Ärzteteam anzubieten, die sowohl zeitlich als auch inhaltlich ihrer aktuellen Lebensplanung entsprechen.

Umsetzung:

  1. Die ärztlichen Mitarbeiter geben bei der Planung des Jahres-, Monats- und Tagesarbeitskontos unter Berücksichtigung ihrer altersbedingten, individuellen Vorgaben ihre bevorzugten Arbeitszeitkorridore an. Diese können im Jahresrahmen unterschiedlich sein und müssen den Lebensphasen entsprechen können.
  2. Der beauftragte Arzt erstellt im Rahmen der Jahres- und 6-Wochenpläne die Arbeitspläne für die einzelnen Ärztinnen und Ärzte und berücksichtig analog zur Gleitzeit die jeweiligen zeitlichen Rahmenbedingungen. Er berücksichtigt in Absprache mit den Betroffenen auch die aufgrund des Alters zu bedenkende körperliche- und seelische Belastbarkeit.

Dokumentation und Evaluation:

  1. Die Arbeitszeitplanung wird anfangs kontinuierlich alle sechs Wochen, später vierteljährlich einer Evaluation durch alle Beteiligten unterzogen (Praktikabilität, Effektivität, Zufriedenheit). Sie wird explizit auf die altersgerechte Umsetzbarkeit hin überprüft. So können zeitnah Verbesserungspotentiale erkannt und entsprechende Änderungen umgesetzt werden. Diese werden protokolliert und in Teamsitzungen gemeinsam ausgewertet.

Besondere Qualifizierungen in praxisrelevanten Teilgebieten

Ziel ist es, es allen ärztlichen Mitarbeitern zu ermöglichen, sich mit ihren individuellen Fähigkeiten und Interessen in die tägliche Arbeit einzubringen und damit die gesamte Patientenversorgung des Ärzteteams zu verbessern (Wissensmanagement).

Umsetzung:

  1. Jeder im Ärzteteam arbeitende Kollege stellt (u.U. nach einer Einarbeitungszeit) seine persönlichen Schwerpunkte vor. Diese werden im Team besprochen und in das Gesamtkonzept aufgenommen. Schwerpunkte können im Bereich Wissensmanagement (z.B. Internetrecherche) oder ärztliche Haltung (z.B. Umgang mit Sterbenden) liegen.
  2. Der für das Wissensmanagement verantwortliche Arzt organisiert im Rahmen von teaminternen Fortbildungen eine zeitnahe Aktualisierung.
  3. Die jeweiligen Verantwortlichen für einen Schwerpunkt stehen bei aktuellen Fragen zeitnah zur Verfügung. Bei wichtigen aktuellen Entwicklungen werden alle Ärzte des Teams mittels Email und schriftlicher Information durch den Wissensmanager umgehend informiert.

Dokumentation und Evaluation:

  1. Die individuellen Schwerpunkte der einzelnen Ärzte werden im Rahmen des Wissensmanagements der Praxis aufgenommen. Regelmäßige Besprechungen zwischen Wissensmanager und einzelnen Ärzten werden protokolliert und bei Bedarf im Team besprochen. Halbjährlich werden die Ergebnisse bezüglich individueller Zufriedenheit mit der Umsetzung des eigenen Schwerpunktes und Nutzbarkeit des Angebotes der anderen Schwerpunkte evaluiert. Die Ergebnisse werden im Team analysiert und notwendige Veränderungen zeitnah umgesetzt.

Nutzung der Lebenserfahrung älterer Kollegen zur Ausbildung jüngerer Kollegen im Rahmen der „Biopsychosozialen Gesamtschau“ durch ein praxisinternes Mentorat

Ziel ist es, den langjährigen Erfahrungsschatz in der täglichen Betreuung chronisch kranker, oft multimorbider Patienten an jüngere, in diesem Bereich unerfahrenere Kollegen weiterzugeben und diese so effektiv in der täglichen Arbeit zu unterstützen.

Umsetzung:

  1. Jüngere Kollegen erhalten einen, vom Ärzteteam ausgewählten erfahrenen ärztlichen Mentor zugeteilt. Das Mentorat wird vierteljährlich neu vergeben.
  2. Der Mentor spricht in regelmäßigen Abständen ausgewählte Patienten mit seinem Mentee durch. Je nach Bedarf und Arbeitsplan werden die Besprechungen anfangs häufiger und regelmäßig angesetzt, später seltener und bei Bedarf.
  3. Für die Besprechungen wird eine internetbasierte „Skype-Konferenz“ genutzt, wenn das Treffen zwischen Mentor und Mentee nicht im Besprechungsraum in der Praxis möglich ist.
  4. Die Besprechung der Patientenfälle wird dokumentiert und allen Teammitgliedern zur Verfügung gestellt. Sind die Fälle von allen Teammitgliedern konsensuiert, dienen sie anonymisiert auch als Grundlage für den Studentenunterricht der Praxis.

Dokumentation und Evaluation:

  1. Der für das Fortbildungsmanagement verantwortliche Arzt bespricht das Mentorat mindestens vierteljährlich mit allen Beteiligten. Die Zufriedenheit mit der zeitlichen und inhaltlichen Ausgestaltung sowie der persönliche Nutzen werden abgefragt und protokolliert. Verbesserungsvorschläge werden in der Teamsitzung besprochen und entsprechend umgesetzt.
  2. Exemplarische Patientenfälle werden anonymisiert Fachkollegen im regionalen Qualitätszirkel vorgestellt. Verbesserungsvorschläge werden protokolliert und erneut im Ärzteteam besprochen.
  3. Für den Studentenunterricht in der Praxis verwendete anonymisierte Patientenfälle werden auf ihre Praxisnähe und ihren didaktischen Nutzen von Studierenden und Lehrern bewertet. Zeitgleich werden sie vom Institut für Allgemeinmedizin der Universität Ulm (Kompetenzzentrum E-Learning in Baden-Württemberg) evaluiert und für den Studentenunterricht optimiert.

Gemeinsame Behandlung von chronisch Kranken durch ein Team von erfahrenem Arzt und Berufsanfänger (Tandem)

Ziel ist es, das medizinisch aktuelle Wissen der jüngeren Kollegen mit der Erfahrung in der Routinebehandlung von älteren Kollegen zu koppeln und beiden Seiten damit eine maximale Sicherheit in der Patientenbetreuung zu bieten.

Umsetzung:

  1. Jüngere Kollegen betreuen chronisch kranke oder herausfordernder Patienten mit ihrem Mentor oder einem anderen erfahrenen Teamkollegen. Aktuelle Diagnose- und Therapiestrategien werden ebenso wie die kurz- mittel- und langfristige Betreuung intensiv besprochen und ein Behandlungs- und Therapieplan festgelegt und dokumentiert.
  2. Der Patientenfall wird exemplarisch aufbereitet und dem gesamten Team zugänglich gemacht (internes Internet-Protokoll). Bei Bedarf wird der Fall mit dem „Tandem“ besprochen und optimiert.

Dokumentation und Evaluation:

  1. Der für das Fortbildungsmanagement verantwortliche Arzt bespricht die „Tandem-Arbeit“ mindestens vierteljährlich mit allen Beteiligten. Die Zufriedenheit mit der zeitlichen und inhaltlichen Ausgestaltung sowie der persönliche Nutzen werden abgefragt und protokolliert. Verbesserungsvorschläge werden in der Teamsitzung besprochen und entsprechend umgesetzt. Ressourcen, die benötigt werden, um effektiv im Tandem arbeiten zu können, werden zur Verfügung gestellt (Zeit für Besprechungen, Online-Datenbanken, Fortbildungen).
  2. Exemplarische Patientenfälle werden anonymisiert Fachkollegen im regionalen Qualitätszirkel vorgestellt. Verbesserungsvorschläge werden protokolliert und erneut im Ärzteteam besprochen.
  3. Für den Studentenunterricht in der Praxis verwendete anonymisierte Patientenfälle werden auf ihre Praxisnähe und ihren didaktischen Nutzen von Studierenden und Lehrern bewertet. Zeitgleich werden sie vom Institut für Allgemeinmedizin der Universität Ulm (Kompetenzzentrum E-Learning in Baden-Württemberg) evaluiert und für den Studentenunterricht optimiert.